Kompendium: Qualitätsanstriche
Zu einem Qualitätsanstrich gehört immer ein gutes hochwertiges Anstrichmittel. Dies betrifft Anstriche für Decken- und Wandflächen sowie sämtlicher beschichtungsfähiger Bauteile im Innenbereich von Objekten, sowie auch Anstriche an Außenflächen, wie an Hausfassaden und sonstiger im Außenbereich befindlicher Bauteile, sei es aus Metall, Holz oder Kunststoff.
Ein gutes Produkt erkennen Profis bereits bei der Verarbeitung. Ihr prüfender Blick sieht sofort, ob das Oberflächenbild gleichmäßig gerät und die Beschichtung natürlichen Einflüssen wie auch mechanischen Belastungen widerstehen wird.
Ebenfalls muss die Notwendigkeit eines fachgerechten Beschichtungsaufbaues erkannt werden. Wann setze ich welche Grundierung bei einem Untergrund ein, der bereits verbraucht oder aufgezehrt ist in seiner festen Oberflächenstruktur?
Wo und auf welchen Untergründen genügt es noch, ohne Qualitätsverlust einen normalen Überholungsanstrich auf die Flächen und Bauteile zu applizieren und auf eine Grundierung zu verzichten?
Fassadenreinigung
Ein Schlussanstrich wird in seiner Qualität immer von der Güte des Untergrundes am Trägermaterial abhängig sein. Die Grundierung hat unmittelbaren und entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis und die Langlebigkeit der Beschichtung.
Als Haftvermittler sorgt sie für gute Haftung zum Untergrund – eine zentrale Voraussetzung für sichere Oberflächenergebnisse. Als verfestigende Grundierung egalisiert sie unterschiedlich saugende Untergründe und verhindert ein "Aufbrennen" durch zu schnelles Anziehen bzw. Antrocknen der nachfolgenden Beschichtungen.
Bei leicht sandenden oder kreidenden Untergründen bindet die Grundierung lose Partikel, verfestigt die Oberfläche, ohne dabei die Poren zu schließen. Und als isolierende Grundierung isoliert sie zuverlässig hartnäckige Nikotin-, Öl-, Ruß- und Wasserflecken. In jedem Fall ist die Grundierung die Basis für perfekte Oberflächenergebnisse!
Grundierung
Farbprodukte
Farbprodukte, die ausgelobt sind zum hochwertigen Anstrich von mineralischen Flächen und Bauteilen im Innen- und Außenbereich, sollten mindestens einige der folgenden Kriterien erfüllen:
- hohes Deckvermögen
- gute Ergiebigkeit und Reichweite
- bei Weißanstrich ein hoher Farb-Weißgrad
- Freiheit von foggingaktiven Substanzen
- optimale Ausbesserungsfähigkeit
- ansatzfreie Verarbeitung
- guter Verlauf bei Applikation auf Flächen
- Streiflichtunempfindlichkeit
- hohe Diffusionsfähigkeit
- keine Anteile an Konservierungsmittel und Weichmachern
- für Allergiker und empfindliche Personen gut verträglich
- eine hohe Pigmentbeständigkeit bei Tönung, kein Auswaschen des Produktes
- bei Latexfarben zusätzlich die Beständigkeit gegen wässrige Desinfektionsmittel und erhöhte Strapazierfähigkeit, Eignung für Einsätze in Lebensmittellagerräumen
- Erfüllung der festgelegten DIN-Eigenschaften Norm EN 13300
DIN-Norm DIN EN 13300
Die (DIN) Norm EN 13300 beschreibt eine qualitative Einteilung von Wand- und Deckenfarben. Sie gibt Auskunft über Beschichtungsstoffe als wasserhaltige Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für Wände und Decken im Innenbereich.
Die Norm teilt die Farben nach vorgesehener Anwendung und Bindemitteltyp ein und definiert folgende Kriterien zur Unterscheidung:
- Kontrastverhältnis (Deckvermögen)
- Glanzgrad
- maximale Korngröße der Substanz
- Nassabriebbeständigkeit
- die Einteilung in die Klassen erfolgt über die Angaben der Hersteller zur Ergiebigkeit in qm/Liter.
Für weiterführende Angaben empfehlen wir die Kurzabfassung der (DIN) Norm EN 13300 im Wikipedia-Artikel unter de.wikipedia.org/wiki/EN_13300.
Im Außenbereich zählen als Pluspunkte zusätzlich:
- hohe Resistenz gegen mikrobiologischen Befall (Algen,Schimmel)
- hohe Witterungsbeständigkeit
- Unempfindlichkeit gegen Feuchte, UV-Licht und aggressive Luftbestandteile aus der Umwelt
- gute Reinigungsfähigkeit
- Widerstandsfähigkeit gegen Rissbildungen
- Erfüllung der festgelegten DIN-Eigenschaften EN 1062-1
DIN-Norm DIN EN 1062-1
Diese Norm legt ein allgemeines System für die Einteilung von Beschichtungsstoffen und Beschichtungssystemen für die Erhaltung, die Gestaltung und den Schutz von neuen und alten, beschichteten und unbeschichteten mineralischen Untergründen im Außenbereich fest. Sie enthält auch ein Einteilungssystem, das auf bestimmten physikalischen Eigenschaften beruht.
Die Norm ist auf alle Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für mineralische Untergründe anwendbar, einschließlich solcher, die zur Anwendung in Verbindung mit Kunstharzputzen und Wärmedämmverbundsystemen vorgesehen sind.
Darin erfolgt die Bestimmung und die Beschreibung nach dem Bindemitteltyp - eine Beschreibung nach dem Bindemitteltyp ist von demjenigen Bestandteil des Bindemittels abzuleiten, der für die charakteristischen Eigenschaften des resultierenden Beschichtungssystems maßgebend ist:
- die Trockenschichtdicke E, in Mikrometer
- Korngröße im Verhältnis zum Oberflächenstruktureinfluss
- Wasserdampf-Diffusionsstromdichte
- Durchlässigkeit für Wasser
- Rissüberbrückungsfähigkeit
- der Glanzgrad als Reflektometerwert
- Kohlenstoffdioxid-Durchlässigkeit
Fassadenanstrich
Untergrundvorbehandlung
Die Untergrundvorbehandlung ist die Voraussetzung für ein optimales Endergebnis. Um den Untergrund richtig vorbehandeln zu können, muss jedoch vorher klar sein, um welchen Untergrund es sich eigentlich handelt. Die nötigen Informationen erhält man bei der Untergrunderkennung.
Nachdem bekannt ist, welches Material beschichtet werden soll, muss noch eine Prüfung hinsichtlich der Beschaffenheit des Untergrundes erfolgen. Die Untergrundprüfung sollte sehr gewissenhaft erfolgen, da beispielsweise bei einem nicht tragfähigen Untergrund keine erfolgreiche Beschichtung ausgeführt werden kann.
Altbeschichtungen
Altbeschichtungen sind sorgfältig zu prüfen und entsprechend vorzubehandeln. Daher ist es wichtig, sich die Beschichtungen vor der Bearbeitung genauer anzusehen. Wasserlacke können – wegen des vergleichsweise geringen Festkörperanteils – Untergrundrauigkeiten tendenziell nicht so gut ausgleichen wie lösemittelbasierte Alkydharzlacke.
Auch die Wahl des Schleifmittels hat erheblichen Einfluss auf die Güte der Oberfläche. Um zu vermeiden, dass sich normales Schleifpapier zusetzt: Acrylatoberflächen mit einem Papier bearbeiten, das im Deckbinder Staub abweisende Stoffe enthält. Bei einem Schleifvlies hingegen sind die Zwischenräume ausreichend groß und setzen sich deshalb nicht so leicht zu.
Tipps zur Untergrundprüfung
- Die Tragfähigkeit des Altanstrichs mit Kratzprobe, Gitterschnitt und Klebeband-Test überprüfen
- Art der Beschichtung mithilfe einer Nitroverdünnung ermitteln: Löst sich der Altanstrich stark, handelt es sich um ein physikalisch trocknendes System, z. B. eine Polymerisatharz- oder Dispersionsbeschichtung.
Kein Anlösen bzw. schwaches Anlösen weist auf ein chemisch härtendes System hin, z. B. auf Basis von Alkydharzlack. - Fette, Öle und Trennmittel lassen sich durch eine Benetzungsprobe mit Wasser nachweisen – und ggf. mit Lauge oder Universal-Reiniger der Firma Brillux gut entfernen. Danach die Oberfläche anschleifen.
Metall
Metall ist ein vielseitiger, hoch belastbarer Werkstoff. Darum wird er am Bau in den unterschiedlichsten Formen eingesetzt. Doch so hervorragend die statischen Eigenschaften von Metallbauteilen auch sind: Erst ein dauerhafter Schutz vor Korrosion garantiert maximalen Werterhalt und höchste Dauerhaftigkeit.
Eisen-Metall (E-Metall) und Nichteisen-Metall (NE-Metall, z. B. Zink) erfordern unterschiedliche Beschichtungsaufbauten. Zuallererst sollte geprüft werden, aus welchem Metall die Oberfläche besteht:
Untergrundprüfung: Ein Magnettest gibt Auskunft, denn Roheisen und Rohstahl sind magnetisch, aber auch verzinkte E-Metalle. die sogenannten Zinkblumen auf der Oberfläche weisen auf verzinktes Metall hin.
Im Zweifelsfall mit einem Centstück testen: Wenn man damit über das Metall reibt, verbleiben schwarze Streifen auf den Zinkstaubbeschichtungen.
Im Weiteren: Rohmetalle auf Bearbeitungsrückstände, Verschmutzungen oder Korrosion untersuchen. Auch testen, ob der Untergrund frei von Fetten und Ölen ist, z. B. durch eine Benetzungsprobe mit Wasser bzw. Auflegen von saugfähigem Papier. Tragfähigkeit von Grund- oder Altbeschichtung prüfen – mit einer Kratzprobe und einem Gitterschnitt, evtl. ergänzt durch einen Klebeband-Test.
E-Metalle
E-Metalle bedingen ebenfalls einen Korrosionsschutz. Ansonsten würden sie innerhalb kürzester Zeit oxidieren und schließlich an Stabilität verlieren. Verlässlicher, dauerhafter und hochwertiger Korrosionsschutz beginnt daher bereits mit der sorgfältigen Vorbehandlung des Untergrunds.
Die DIN EN ISO 12944 legt die Kriterien für eine möglichst undurchlässige Beschichtung fest. Demnach ist die erforderliche Mindesttrockenschichtdicke von zwei Faktoren abhängig: der Korrosivitätskategorie, also der zu erzielenden Schutzdauer, und dem Bindemittel der Grundierung.
Als Korrosionsschutzsystem für Eisen- und Stahlbauteile im Außenbereich haben sich dabei vom Hersteller Brillux der Multigrund 227 und MP-Dickschicht 229 bewährt.
NE-Metalle
Zinküberzüge schützen Stahl und Eisen hervorragend vor Korrosion – werden jedoch schnell von aggressiven Luftverunreinigungen angegriffen. Hier hilft eine fachgerechte Beschichtung.
Das wichtigste Qualitätskriterium: ein optimaler Haftungsverbund mit der Zinkoberfläche. Dieser wird bereits entscheidend durch die Bindemittelart beeinflusst.
Unsere Empfehlung: Multigrund 227. Das Produkt auf Mischpolymerisatharzbasis gewährleistet minimale Versprödung und bietet somit optimalen Langzeitschutz.
Bei verzinkten Eisenteilen mit Altanstrich sind die Haftungseigenschaften besonders kritisch. Daher vorher testen. Denn: Gering haftende Altanstriche auf Verzinkungen neigen zum Abplatzen.
Kunststoffe
Fenster- und Türrahmen, aber auch Fassaden- und Balkonverkleidungen bestehen oft aus Hart-PVC. Dieses kann aus gestalterischen Gründen beschichtet werden, etwa um Bauteile zu verschönern, die durch Bewitterung unansehnlich geworden sind. Oder um eine andere Farbgestaltung vorzunehmen.
Dafür muss das Anstrichsystem jedoch ausdrücklich für den Einsatz auf Kunststoffen geeignet sein. Silicone oder Wachse, die bei der Kunststoffherstellung als Formtrennmittel eingesetzt werden, erschweren zusätzlich eine anschließende Beschichtung.
Unsere Empfehlung für eine besonders dauerhafte Grundierung: Ein 2K-Epoxi-Haftgrund.
Tipps zur Untergrundprüfung
- Sind die Bauteile verschmutzt? Idealerweise vorher sorgfältig säubern.
- Eine Benetzungsprobe mit Wasser zeigt, ob die Bauteile frei von Fetten, Ölen und Trennmitteln sind. Fetthaltige Verschmutzungen mit verdünntem Ammoniak und Netzmittel oder Lauge entfernen. Für einen leichten Oberflächenschliff empfiehlt sich z.B. ein Schleifvlies-Schwamm.
- Verwitterungsrückstände lassen sich durch Reiben mit der Hand feststellen – ggf. abschleifen und mit einem feuchten Lappen nachreinigen. Die Tragfähigkeit von Altanstrichen kann auch hier mit Kratzprobe, Gitterschnitt und eventuell Klebeband-Test überprüft werden. Schwach haftende Altanstriche sind unter Umständen zu entfernen.
Prüfsiegel für Anstrichstoffe und Farben
Für die Beurteilung und auch Qualitätseinstufung von Produkten werden vermehrt Qualitätsprüfungen und Bewertungen von externen und unabhängigen Prüfinstituten durchgeführt. Dadurch werden die technischen Aussagen des Herstellers zu den Produkten untermauert.
Unterscheiden muss man hierzu die Produktprüfungen und Bewertungen, die von bekannten, ebenfalls unabhängigen Verbraucherorganisationen wie StiWa, ÖkoTest usw. durchgeführt werden, die jedoch nicht vom Hersteller in Auftrag gegeben werden. Die in Auftrag gegebenen Prüfungen unterscheiden sich im Einzelnen in den Prüfkriterien und somit auch in ihrer Aussage zum Produkt. Weiterhin werden die Prüfsiegel auch von unterschiedlichen Personenkreisen bevorzugt.
Weitere Hinweise hierzu finden Sie im Internet unter der Begriffsrecherche: TÜV Rheinland / Ecolabel / EC1 PLUS / Der Blaue Engel / Überwachungszeichen Ü Meffert AG
Merkblätter des BFS
Allen Betroffenen und Interessierten empfehlen wir die Verwendung der BFS-Merkblätter des Bundesausschusses Farbe und Sachwertschutz, hier finden Sie detaillierte Informationen zu allen relevanten Untergründen.
Der Verein, kurz BFS genannt, hat die Aufgabe, die Öffentlichkeit über die Bedeutung der Farbe und des Sachwertschutzes unter Berücksichtigung des Umweltschutzes in volkswirtschaftlicher, volksgesundheitlicher sowie kultureller Beziehung und im allgemeinen und ideellen Interesse aufzuklären.
Allgemein zeigte sich in Form von Fragestellungen und Diskussionen in der Malerbranche, dass ein noch größerer Aufklärungsbedarf über die richtige Anwendung der Farben und Lacke bestand. Im Laufe der Zeit entwickelten sich so die heute für Handwerker, Planer und Architekten, Sachverständige und Hersteller unverzichtbaren Technischen Richtlinien für Maler- und Lackiererarbeiten, die BFS-Merkblätter.
Die Technischen Richtlinien für Maler- und Lackiererarbeiten umfassen heute 27 Merkblätter. Sie beschreiben den Stand der Technik und geben Hinweise über die Eignung verschiedener Untergründe, Techniken, Werkstoffe und deren Be- und Verarbeitung. Sie werden im Einvernehmen mit den entsprechenden Fachkreisen aus Handwerk, Industrie und Handel erarbeitet und haben auch in der Rechtsprechung einen hohen Stellenwert.
Die Merkblätter bilden mittlerweile die Leitlinie schlechthin, wenn es um die Herstellung perfekter Untergründe und fehlerfreier Oberflächenbeschichtungen mit Anstrichstoffen oder einem Trägermaterial geht.
Quelle im Internet: www.farbe-bfs.de